Offener Brief: Gemeinsam für eine nachhaltige Lösung: unser Wald, unsere Zukunft!

Sehr geehrte Abgeordnete des Stadtrats Saarbrücken,
Sehr geehrte Abgeordnete des saarländischen Landtags,
Sehr geehrte Ministerpräsidentin Anke Rehlinger,
Sehr geehrte Ministerin Petra Berg,
Sehr geehrter Minister Jürgen Barke,
Sehr geehrter Minister Reinhold Jost,
Sehr geehrter Minister Dr. Magnus Jung,
Sehr geehrter Minister Jakob von Weizsäcker,

haben Sie schon einmal die metaphorische Warnung gehört, dass man nicht den Ast absägen soll, auf dem man sitzt?

Nach Studien des Gesamtverbandes der Versicherer auf Datenbasis des Deutschen Wetterdienstes liegen die meisten Hitzetage im Saarland im Regionalverband Saarbrücken [1].

Genau dort, wo jetzt ein Teil des St. Johanner Stadtwaldes, kurz “Hanni“, als natürliche Klimaanlage kahlgeschlagen werden soll. In einer Zeit, in der sich die Zahl der Hitzetage in unserer Region in den letzten 70 Jahren verdreifacht hat, können wir uns dieses rücksichtslose Handeln nicht mehr leisten! Zudem kann die ökologische Qualität und Funktion eines etablierten Waldökosystems nicht kurzfristig durch Ausgleichmaßnahmen ersetzt werden- ein Jahrhunderte alter Wald bietet Leistungen für Klima und Biodiversität, die erst nach Generationen wiederhergestellt werden können.

Bei steigenden Temperaturen in den Sommermonaten wächst auch die Gefahr langfristiger Hitzeschäden für die Menschen. Aus einer Pressemitteilung der DAK Gesundheit vom 04. Juni 2024 geht hervor, dass die Hitze schon jetzt sehr viele Beschäftigte im Saarland belastet [2]. Wenn Sie Wälder abholzen, verstärken Sie genau diese Hitzeproblematik und rauben den Menschen zudem einen kühlen Naherholungsort.

Trotz des ausgerufenen Klimanotstands sägt die Politik am grünen Ast unserer Zukunft, indem sie Waldrodungen für Flächenversiegelungen plant- ein besorgniserregender Präzedenzfall, der befürchten lässt, dass künftig noch mehr Wälder dem Beton zum Opfer fallen werden.

Erst im Juli diesen Jahres stellte die Landesregierung im Saarland ihr Klimaschutzkonzept vor, welches nicht nur ein Maßnahmenpaket zur Vermeidung von Flächenverbrauch, sondern auch einen „Hitzeaktionsplan“ beinhaltet. Doch wie kann dieses Konzept und Ihre Absichten zum Schutz einer lebenswerten Umwelt für die Menschen im Saarland glaubwürdig sein, wenn gleichzeitig einer Rodung Vorschub geleistet wird?
Hier wird mit zweierlei Maß gemessen!

Der Schutz stadtnaher Waldgebiete ist keine Option – er ist eine wirtschaftliche und gesellschaftliche Notwendigkeit!

Der Wald “Hanni“, ein Trinkwasserschutzgebiet der Klasse 3, spielt eine entscheidende Rolle bei der Speicherung großer Wassermengen während Starkregenereignissen. Eine Versiegelung dieser Fläche würde die natürliche Wasseraufnahmefähigkeit des Bodens zerstören. Als verantwortliche Politiker:innen können Sie sich nicht glaubwürdig mit den Opfern von Hochwasserkatastrophen im Saarland solidarisieren, während Sie gleichzeitig Projekte vorantreiben, die solche Krisen nachweislich verschärfen!

Angesichts des kürzlich vorgelegten Klimaschutzkonzepts im Juli diesen Jahres, das den
Schutz der Menschen im Saarland zum Ziel hat, fragen wir uns:

Sind Sie sich Ihrer Verantwortung gegenüber den Menschen
wirklich bewusst?

Statt auf Kosten von Mensch und Natur neues Bauland in intakten Ökosystemen auf “Vorrat“ zu erschließen, um dort PKW-Stellplätze, Wohn- und Bürogebäude zu bauen, sollte Leerstand in der Innenstadt genutzt werden. Auch Wohngebäude für Studierende gehören in die Stadt und nicht mit schlechter ÖPNV-Anbindung an den Campus der Universität – oder wohnen Sie etwa gerne auf Ihrer “Arbeit“?

Zudem ist nach Expertise eines promovierten Biologen die Umweltverträglichkeitsprüfung
unvollständig. Uns ist es bisher schon gelungen eine streng geschützte Art der FFH-Anhangliste, eine streng geschützte prioritäre Art (nach Europarecht), weitere besonders geschützte und fälschlicherweise vom Gutachten ausgeschlossene Biotope in diesem Wald nachzuweisen, die nicht in der Umweltverträglichkeitsprüfung aufgeführt wurden und somit nicht in den Ausgleichsmaßnahmen berücksichtigt sind.

Was sagt das über die Wissenschaftlichkeit, Tragfähigkeit und die Glaubwürdigkeit aller entscheidungsrelevanten Gutachten und Ihre somit unfundierte Entscheidung aus?

Der ökologische Wert dieses Waldes muss durch unabhängige und umfassende Gutachten neu bewertet werden!

Die Faktenlage verlangt von Ihnen, Ihre Entscheidung zur Waldrodung unverzüglich zurückzunehmen und stattdessen mit Verantwortung und Weitblick eine ökologisch nachhaltige Alternative zu finden, die sowohl den Bedürfnissen der Universität als auch unserer Umwelt gerecht wird!

Wir laden Sie ein, sich Ihrer Verantwortung zu stellen und am Samstag, den 31. August 2024, um 15:30 Uhr an unserem Waldspaziergang teilzunehmen und mit uns ins Gespräch zu kommen! (Treffpunkt: Bushaltestelle Stuhlsatzenhaus)

In der Hoffnung, dass die Stimme der Wissenschaft und der Vernunft gehört wird,
Bürgerinitiative Hanni bleibt!

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